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8. Eine ereignisreiche Woche

Puh, dass die Formulierung des ersten Satzes oft der schwierigste Part eines Textes ist, ist ja keine Neuigkeit. Wenn man aber soviel Inhalt schon allein in den ersten Satz bauen kann wie ich im Moment, dann ist das eigentlich nur mehr unglaublich.

 

Am Sonntagvormittag nach unserem so tollen multikulturellen Abend haben wir erstmal eine deutschsprachige Delegation gebildet und zu dritt den bunt-fröhlichen Markt in der Innenstadt erkundet. Danach verwandelten wir zu viert unsere Gemeinschaftsküche durch unsere nicht mal ganz so bescheidenen Kochkünste in einen lecker duftenden Aufenthaltsraum. Am Speiseplan standen als apéritif normannischer Cidre, als entrée Salat mit Kürbiskernöl, als plat principal Frühlingsrollen mit Glasnudeln und Sojasauce und schließlich als désert Kaiserschmarrn mit Marillenmarmelade und Nutella. Wir waren echt von uns selbst begeistert und stolz auf unser ausgewogenes, gelungenes Menü, das uns allen sehr schmeckte und große Freude bereitete.

 

15 mehr oder weniger wissbegierige Mitarbeiter des „réseau IJ“ (Netzwerk der Jugendinformationsstellen in der Basse-Normandie) kamen am Montag zu uns ins CRIJ, da dies der erste Tag einer mehrtägigen Schulung war. Weil anfangs viele allgemeine Informationen vorgetragen wurden, nahm auch ich spontan dran teil. Es stellte sich für mich allerdings bald als ziemlich schwierig raus, weil die Technik (was für ein Wunder) nicht funktionierte und die Präsentation nicht gezeigt werden konnte, sondern erklärt werden musste. Danach war ich ziemlich fertig, doch an einen ruhigen Abend war nicht zu denken. Denn jetzt stand Wäschewaschen am Programm ;-) Da es nur eine Waschmaschine für das ganze Wohnheim gibt, muss man die Waschzeiten genau vorausplanen, reservieren und dann auch einhalten. Ich machte sogar alles richtig und hielt dann nach 1,5 Stunden ein paar Kilo feuchte Wäsche in den Händen. Eigentlich war es dann aber sogar richtig lustig, geeignete Aufhängemöglichkeiten in meinem Zimmer zu finden. Wie eine Schatzsuche, oder ein kniffeliges Knobelspiel, für das man dann einen richtig kreativen Lösungsweg suchen muss. So diente mir beispielsweise der Besen, aufgelegt auf Heizkörper und Sessellehne als Wäscheleine ;-)

 

Meine ersten pädagogischen Aufgaben hatte ich während der IJ-Schulung am Dienstag, bei der ich für aufweckende Energizers und wissensvermittelnde Spiele zuständig war. Das war dann doch eine ziemliche Herausforderung, weil es sich bei den Spielern nicht um Kinder sondern Erwachsene handelte!

 

Weil Clémence am Mittwoch Bewerbungsgespräche für die kommende Karenzvertretung der zweiten Mitarbeiterin durchführte, nahm ich im Conseil Départemental allein an einer Besprechung für den deutsch-französischen Tag im Jänner teil. Gleich darauf fand bei uns im CRIJ ein Informationsnachmittag über Studieren im Ausland statt, zu dem auch die Präsidentin von Erasmus in Caen eingeladen war um von ihrem Studienaufenthalt in den USA zu erzählen. Ich packte die Gelegenheit sogleich, sie zu fragen, ob ich als Nicht-Studentin denn auch an den Erasmusveranstaltungen teilnehmen dürfe. Sie war sehr entzückt und freundlich und lud mich ein bisschen ausnahmsweise gleich zu den kommenden Veranstaltungen ein. Super, jetzt darf ich das ganze Jahr lang offiziell von ihren Aktivitäten profitieren ;-)

 

Von 8:00-18:30 dauerte mein Arbeitsdonnerstag, weil wir ins 70 km entfernte St Lô fuhren und dort an einem großen Forum in der Messehalle teilnahmen. Den ganzen Tag waren wir also mit unserem Infostand und Unmengen an Material vor Ort und versuchten, alle Fragen mit Geduld und Fachwissen zu beantworten. Da auch einige andere Organisationen dort waren, war ich nicht die einzige Volontärin und wir junge Leute verstanden uns auf Anhieb super. So bildeten wir bald unseren eigenen informellen Infostand und begeisterten durch unser außergewöhnliches Verhalten (u.a. spontane österreichische, französische und lettische Volkstanzeinlagen) ganz viele Leute für den EFD.

 

Am Freitagabend ließ ich dann die Woche gemütlich und unglaublich witzig ausklingen. In der Küche traf ich wieder mal meine Freunde Ruiqi (China) und Mher (Armenien), die mir sofort ihr frisch gekochtes chinesisches Essen anboten. Unter anderem weil Ruiqi die Buchstaben „r“, „l“und „n“ wirklich nur sehr schwer aussprechen kann, sind unsere Konversationen immer extrem lustig. So glaubte ich beispielsweise eine ganze Woche lang, sie hieße Luigi, und nannte sie auch so! Bald brachte sie dann einen chinesischen Kuchen, der zu einem traditionellen Fest im Herbst gegessen wird. Sie erklärte mir, es sei ein „gateau de la nule“. Weil ich nicht verstand, was sie meinte, versuchte sie es auf Englisch. Mooncake, meinte sie. Es dauerte dann ein bisschen, bis ich begriff, dass er „gateau de la lune“ genannt wird, also wirklich Mondkuchen. Er besteht (Angaben ohne Gewähr) aus Mehl, Erdnusspaste, Lotusblütenaroma und – ganz wichtig – einem Eigelb als Mond in der Mitte, weswegen er beim Kauen eine interessante Mischung aus süß und salzig bildet. Lässig, dass man spontan mal seine Sachen zum Kühlschrank trägt, und im Endeffekt drei wahnsinnig kurzweilige Stunden in der Küche verbringt ;-)

Beim Forum d'emploi in St Lô
Beim Forum d'emploi in St Lô

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Kommentare: 1
  • #1

    Marie (Montag, 26 Oktober 2015 00:38)

    So schön, dass es dir gut geht! :) Ich freu mich auf eine baldige Quatschsession!