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30. Gedankenfetzen

--- „Für wen engagiere ich mich eigentlich?“, sagt die junge Fotografin. "Da riskiert man alles, kämpft für Menschenrechte, setzt sich für Gleichberechtigung ein, und dann hör ich von meinen Studienkolleginnen Sätze wie: „Ich habe ihn verlassen, weil er mich nicht geschlagen hat."" ---

 

--- „Mama!“, schreckte sie aus dem Schlaf, „Ich hätte gedacht, ich würde nie wieder da raus kommen.“ ---

 

--- „Und wenn sie mich foltern würden, ich würde weitermachen. Bis zu meinem Tod.“, unterstütze die Sängerin das Verhalten der Schauspielerin. ---

 

Da lieg ich nun, auf meinem Bett, zu später Stunde, und weiß, dass ich so schnell nicht schlafen werde. Viel zu viele Gedanken in meinem Kopf. Weil ich grad wieder einen Film hier an der Uni gesehen hab, und danach noch die Diskussion mit einer algerischen Fotografin und einer algerischen Sängerin und Schauspielerin anhörte.

 

Interessant, zum Nachdenken anregend, beeindruckend, Augen öffnend, schockierend, wunderschön. Wunderschön die Sprache, wunderschön die SchauspielerInnen, wunderschön die Ehrlichkeit, der Mut, die Lebensfreude, die Leidenschaft, der Unternehmergeist, die Liebe, die Freundschaft, die Mutter-Tochter-Beziehung, das Durchhaltevermögen, das Vergeben, das Zurückkommen, die Musik als Ausdrucksmittel.

 

À la peine j’ouvre mes yeux – Tunis 2010, ein Jahr vor dem Arabischen Frühling.  Lebensfrohe, kritische, mutige jugendliche Musiker treffen sich in der Garage um für das bevorstehende Konzert zu proben, das Konzert ist ein toller Erfolg, alles wird gefilmt. Halt. Wie bitte? Alles wird gefilmt. Es wurde gefilmt, was ich gesagt, gesungen, getan habe? Wo ist das Video? Wo ist das Video? WO IST DAS VIDEO?

 

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Der Film kommt gerade erst ins Kino, da kann ich jetzt nichts weiter dazu sagen. Doch, dass er zum Nachdenken, zum Informieren, zum Handeln anregt. Und, dass man danach nicht sofort schlafen kann.  

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