· 

45. Der Anfang vom Ende

Jetzt ist es soweit. Der Moment ist gekommen, an dem ich die Wochen und Monate hier in Frankreich nicht mehr vorwärts sondern rückwärts zähle. Es sind jetzt nur mehr 9 Wochen, die ich noch hier verbringen werde. Regelmäßig verabschieden wir Hinterbliebenen Freunde und Bekannte aus der ganzen Welt, die in Caen ein Stückchen ihres Lebens mit uns gegangen sind. Ständig gibt’s Abschiedspartys und –kaffekränzchen. Und die Erasmus-Veranstaltungen gehen auch der Neige zu. Trotzdem – oder gerade deswegen – allerdings bin ich vielbeschäftigt wie selten zuvor.

 

Meine bosnische EFD-Freundin Azra und ich machen gerade gemeinsam ein Videoprojekt, für welches wir viele verschiedene Menschen interviewen und sie über ihre persönliche Meinung zu EU und deren Politiken, Mobilitätsprogrammen, Bürgerschaft (oh, auf Deutsch klingt dieses Wort enorm komisch für mich) etc. befragen. Wir haben zwar noch nicht alle ausgewählten Zielgruppen zu Wort kommen lassen, aber wir sind guter Dinge und haben schon viele interessante Beiträge gesammelt. Und manchmal ist sogar das, was die befragten Personen uns erzählen, aber nicht vor laufender Kamera erwähnen, noch viel aussagekräftiger. So weit so gut, jetzt müssen wir nur mehr lernen, Videos zu schneiden. Weil keine von uns auch nur einen Schimmer Ahnung davon hat ;-)

 

Ein weiteres neues Projekt ist der Gemeinschaftsgarten am Campus, welcher sich „Caen pousse“, also Caen wächst, nennt. Eine Gruppe von motivierten Leuten hat einen kleinen Verein gegründet, der regelmäßig neue erfahrene Gärtnerinnen, starke Pfostenschlepper, ausdauernde Gießer, braunwerdenwollende Sonnenanbeterinnen oder einfach neugierige Passanten anzieht. Von vielen anderen Organisationen sowie der Uni werden wir mit

Bodenfläche, Kompost, Stroh, Werkzeug, Erdbeerpflänzchen, Holz,… unterstützt. Im Garten hängt ein Plan, uns wer so nach der Arbeit zwei Stunden oder einen ganzen Samstag oder nur fünf Minuten zum Gießen vorbeikommt, weiß, was es im Moment zu tun gibt. Hoffen wir mal, dass die Anfangseuphorie noch lange anhält, weil unser „jardin partagé“ ein friedliches, fröhliches, sensibilisierendes und genussvolles Projekt für alle ist.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0