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47. Le joli mois de l'Europe

Der 9.Mai ist der Europatag. Denn am 9.Mai 1950, fünf Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, schlug Robert Schuman, damaliger französischer Außenminister, die Schaffung der EGKS (Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl) vor, um die Kohle- und Stahlindustrie Frankreichs und Deutschlands zusammenzulegen. Warum dieses Spektakel? Zwei prinzipielle Ideen steckten dahinter: Einerseits der wirtschaftliche Effekt, der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg, andererseits der soziale Effekt, ein Schritt Richtung Erhaltung des Friedens in Europa durch u.a. Kontrolle der Waffenproduktion. So weit, so gut. Aber was hat das nun mit mir zu tun? Jährlich gibt es rund um den 9.Mai ganz viele Veranstaltungen in ganz Europa, und so natürlich auch in Caen.

 

Am Montag, also wirklich am 9.Mai, fand ich mich mit einigen anderen mobilitätserfahrenen Leuten im Rathaus von Ouistreham zu einem offenen Infonachmittag über EFD, Europa, OFAJ etc. ein. Da allerdings nur sehr spärlich Besucher vorbeischauten und wir eindeutig unterbeschäftigt waren, beschlossen Azra und ich kurzerhand, Interviews für unser Video zu drehen. So konnten wir die Zeit sinnvoll und effektiv nutzen und erhielten einige sehr interessante Beiträge.

 

Keine ruhige Minute hatte ich allerdings dienstags, denn wir veranstalteten einen großen Europatag für 200 collégiens, also Unterstufler, aus der Normandie sowie Spanien, Litauen und den Niederlanden. Nach einer Eröffnungsrede von Veranstaltern, Bürgermeister- und Landesschulrat-Verstretern gab es für jede Gruppe vier Zeitintervalle: 1x das eigene, während des Schuljahres zum Thema Europa gemachte, Projekt präsentieren; 1x die Projekte der anderen entdecken sowie 2x Teilnahme an Workshops. Eines dieser Workshops leitete ich gemeinsam mit meiner deutschen EFD-Freundin Christina zum Thema Interkulturalität. Klingt schlimmer als es ist; wir machten eine Reihe attraktiver Spielchen rund um interkulturelle Begegnungen, non-verbale Kommunikation, Erfahrungen im Ausland, etc. Da die Nicht-Franzosen doch Englisch als Workshopsprache bevorzugten, war es auch für uns beide spannend, sämtliche Informationen mehr oder weniger simultan für die gemischten Gruppen zu übersetzen. Abgerundet mit einem Konzert einer deutschen Band und dem obligatorischen goûter war es wirklich ein toller, intensiver, ansprechender, nervenaufreibender, merk-würdiger Tag!

 

Okay, Montag eher für junges erwachsenes Publikum, Dienstag für Jugendliche, fehlen noch die Kinder. Also, auf zur Fête de l’Europe nach Cormelles. Freudestrahlend und voller Energie laufen die 6-10-Jährigen neugierig auf unser Standl unter einem blühenden Baum vorm Jugendzentrum zu. Was man bei uns tut? Es ist ein Stand über die verschiedenen Sprachen Europas. Viele Worte in Spanisch, Bosnisch, Griechisch, Deutsch, Englisch, Italienisch,… ähneln denen in Französisch. Wir haben einige davon im Wald gesammelt. Aber leider ist uns der Korb runtergefallen und die Worte sind zerbrochen. Und so müssen die Kinder die Worte in den Fremdsprachen wieder zusammenbauen. Zugegeben, es ist wirklich

keine leichte Aufgabe. Aber mit Erklärungen und kleinen Tipps hat jede Gruppe alle Worte gefunden.

 

Jetzt reichts dann aber mal mit Europa!? Keineswegs! Auch mit den Allerkleinsten stand am Donnerstag noch was an: Eine Vorlesestunde auf Deutsch. Schon einmal hatte ich Kindergartenkindern deutsche Kinderbücher vorgelesen und war zutiefst beeindruckt gewesen von deren genauen Verständnis der Geschichte. Mit strahlenden Augen und hellhörigen Ohren saßen sie auch diesmal wieder mucksmäuschenstill am Boden vor mir und erfreuten sich an den Bildern, meinen Bewegungen und dem Klang der deutschen Sprache. Und nachher konnten sie mir doch wirklich mehrere einfache Worte aufsagen. Genial!

 

Einmal geht’s noch,… Gesagt, getan. Ausgerüstet mit Kamera, Stativ und Fragenzettel begab ich mich am Samstagnachmittag nach Hérouville, um dort abermals Interviews mit Jugendlichen für unser Video zu führen. Diesmal waren es Jugendliche ohne jegliche Auslandserfahrung, was die Antworten dementsprechend beeinflusst hat. Aber genau das war ja unser Ziel gewesen: eine buntgemischte Vielfalt von französischen und europäischen, jüngeren und älteren, reiselustigen und den Sommer zu Hause verbringenden Leuten ihre eigene Meinung zu EU im Allgemeinen sowie einige konkrete EU-Politiken ausdrücken zu lassen. Und – nicht zum ersten Mal – sollte ich auch in der Zeitung erwähnt werden: Ein Journalist machte nämlich spontan vor Ort ein Interview mit mir über unser Projekt und am

Montag hatte ich schon den Artikel vor Augen.

 

Nach dieser Woche war ich dezent k.o. und freute mich sodann sehr über den Besuch meiner österreichischen Freundin Susi, die ein Jahr als Au-Pair-Mädchen in Paris verbringt. Es wurde also ein gemütliches Wochenende mit Kirche, Markt, Strandspaziergang, Kochen, Filme schauen, etc. Ah ja, und Autostoppen von Ouistreham nach Caen. Keine 2min hatten wir mit unserem hübschen Kartonschildchen mit Smiley und unserem schönsten Strahlelächeln beim Kreisverkehr gestanden, bevor uns ein nettes junges Pärchen fröhlich zurück nach Caen chauffierte. Merci beaucoup! ;-)

 

Uuuuuuuuuund, zu allem Überfluss: Während der Vorbereitungen auf die Europawoche hatte ich einen Radiobeitrag über die Flaggen Europas verfasst, der am 9.Mai ausgestrahlt wurde. Wie beim letzten Mal auch: Ich hab ihn geschrieben, und Clémence eingesprochen. Viel Erfolg beim Anhören ;-)

 

 

 

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