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53. Foot'IJ

Die spinnen, die Römer!? Nein, in diesem Fall müsste es eher heißen „Die spinnen, die Europe Directler!“. Also nicht, weil wir ein cooles Projekt planten, sondern will wir eben dieses coole Projekt zwischen allen anderen unseren Aktivitäten planten.

 

Ich glaub, inzwischen hat jeder, der auch nur hin und wieder was von meinem EFD-Leben mitkriegt, kapiert, dass mir in Frankreich nicht langweilig ist. [Dass mir das in Österreich auch nur äußerst sporadisch passiert, ist hier nebensächlich.] Mein Kalender ist privat wie auch „beruflich“ vollgestopft. Aber wir sind ja Europe-Direct-Powerfrauen, noch dazu extrem

motivierte, und so schmissen wir uns ins Zeug: Clémence und Hervé (unser Bürokollege, der für das regionale Netzwerk der Jugendinfostrukturen zuständig ist) hatten die Idee für ein Projekt, in das das ganze Netzwerk verstärkt eingebunden werden sollte. Und so entstand „Foot’IJ“. „Foot“ bot sich an, fand ja die Fußball-EM in Frankreich statt. Und „IJ“ steht für „Information Jeunesse“.

 

Mehrere Mannschaften mit Jugendlichen aus der ganzen Region wurden gebildet, jedes Team vertrat ein europäisches Land und machte dazu eine Animation mit jeweils mindestens einer jungen Person aus eben diesem Land. Am 18.Juni kamen die etwa 80 Jugendlichen dann zu uns nach Hérouville, einem Vorort von Caen, angefahren und nahmen an zwei Wettbewerben teil: das Fußballtournier und der Preis für Engagement und Fair-Play. Für Letzteren hatten die Jugendlichen im Idealfall schon im Vorhinein Plakate, T-Shirts oder Fahnen gebastelt, Wörter in der von ihnen vertretenen Landessprache gelernt sowie während der Veranstaltung die Regeln befolgt, auf jüngere Spieler Rücksicht genommen und die von verschiedenen Organisationen angebotenen Aktivitäten wahrgenommen (Stand über Europa, Organisation für Menschen mit Beeinträchtigung, Menschenrechtsorganisation und Medizinstudentinnen für Gesundheit und Erste Hilfe). Dafür gabs jeweils Punkte und so hatten wir am Ende der Veranstaltung doch wirklich zwei Siegerteams. Die einen gewannen Stadionplätze für ein lokales Fußballspiel, die anderen Karten für die Oper „Le Trouvère“, die ich übrigens auch gesehen und sehr gut gefunden hatte.

 

Im Ende lief also alles gut, fast so wie am Schnürchen, aber was steckten da Stunden dahinter! Meine Hauptaufgabe im Projekt waren die Animationen mit den Leuten aus den verschiedenen Ländern gewesen. Ich war also der alleswissen(sollen)de Mittelpunkt zwischen den Europäern (teilweise meine Freunde, teilweise mir Unbekannte), den Gruppenleitern (die jeweils für etwa 10-30 Jugendliche mitdenken mussten) und den Kollegen im Büro (die die Kontakte zu Politikern, Sponsoren, Schiedsrichtern, Platzwart und anderen Kollegen checkten). Ich glaube, es ist hier überflüssig zu erwähnen, wie viele Mails,

Anrufe und persönliche Gespräche zwischen uns verschiedenen Leuten stattfanden, damit alle Teams ein Land hatten mit dem sie auch zufrieden waren, dann gemeinsam mit den Europäern ein Termin gefunden war, an dem auch ein Transportmittel verfügbar war, und schließlich auch noch ein passender Raum frei war.

 

Als schließlich alles geplant war, sprangen zwei Gruppen ab. Doch eine neue wollte mitmachen. Konnte aber natürlich nicht am ausgemachten Datum für die Animation. Als sie dann endlich einen Termin gefunden hatten, waren die beiden ausländischen Studenten schon abgereist. Monika findet also neue. Tja, was kann noch schief gehen? Dass an einem Samstagmorgen zwei EFDler zum Bahnhof gehen, und bemerken, dass mal wieder gestreikt wird. Zut. Das Auto hat wer anderer. Autostoppen wollen sie nicht. Busse gibt es nicht. Also!? Sie rufen mich an und sagen ab. Gut, keine Panik, die zwei Animationen müssen in drei Stunden stattfinden, sonst haben wir ein Problem. Wo krieg ich also an einem schönen Samstag im Juni zwei Leute aus Russland und Italien her, die in drei Stunden spontan eine Animation über ihr Land halten können? Na Gott sei Dank hab ich so unglaublich viele Freunde und Bekannte (und die jeweiligen Handynummern) hier in Caen wie sonst keiner. Eine halbe Stunde vor der Animation war der Notfallplan also ausgeklügelt: Lili und Tobia schickten mir ihre Präsentationen per Mail, und ich hatte einige Leute aufgetrieben: Maria,

meine italienische Kollegin, Sabrina, eine deutsche Freundin, die Italienisch studiert, Mher, mein armenischer Freund, der Russisch spricht, ich selbst erzählte was über Russland und mit Lili richteten wir kurzerhand eine Skypesession ein.

 

Wir waren krisenerprobt. Eigentlich konnte nichts mehr schiefgehen. Außer, dass wir eine nicht funktionierende Stereoanlage geliefert bekamen und dass eine Gruppe am Morgen des Projekttages beschloss, lieber doch nicht teilzunehmen. Aber mit sieben Teams war das Tournier nicht möglich. Es musste eine Lösung her, und zwar noch ein Team. Und so geschah es, dass wir Kollegen vom CRIJ jeder ein blaues Leiberl schnappten und aufs Spielfeld liefen. Wir verloren. Jeder der drei Spiele. Haushoch. Doch das Tournier konnte

durchgeführt werden und wir hatten Spaß. Und die anderen Teams waren stolz, gegen „die Alten“ gewonnen zu haben. 

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Kommentare: 1
  • #1

    Youknowwho ;-) (Mittwoch, 27 Juli 2016 21:41)

    Crazy girl :-P witzige gschicht! :-)