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62. Char à Voile

 

Uuuuuuuund huiiiiiiiiiiiiiiiiii! Was für ein tolles Gefühl, mit dem Wind im Segel über den Strand zu flitzen! Aber gut, von vorn!

 

Im Dezember, als ich mit Katrin, der anderen österreichischen EFDlerin, ans Meer gefahren war, entdeckten wir am Strand ein paar sehr skurrile Gefährte, die wir – auf Grund des nicht vorhandenen Meeres – in Österreich noch nie gesehen hatten: riesige Liege-Dreiräder mit Segel. Wie kleine Rennautos düsten die Leute fröhlich mit ihnen über den weiten Sand. Lässig, dachten wir uns, ob wir das auch mal ausprobieren könnten?

 

Wir befragten also unseren Couchsurfing-Gastgeber, wie diese uns unbekannten Dinger hießen und nach einem witzig verwunderten Kichern erhielten wir alsbald auch eine Antwort: Char à Voile – Wagen mit Segel. Oh, wie einfach! Das kenne hier übrigens jeder und man könne es auch ganz einfach selbst ausprobieren. Prima, das wollten wir hören!

 

Es stellte sich dann allerdings als doch nicht so „ganz einfach“ heraus. Einmal passte das Wetter nicht, ein andermal hatten meine Freunde keine Zeit, dann wieder war der Kurs schon ausgebucht, dann gabs keine passende. Monatelang hatte ich die Idee im Hinterkopf, doch es wollte nicht so recht klappen. Die Zeit verstrich und irgendwann sagte ich mir, es sei ja nicht so tragisch, es nicht zu tun, ich würde es eben beim nächsten Normandiebesuch nachholen. Dann aber erzählte ich Liva von meiner noch in Wolkenschlössern schlummernden Idee und sie war sofort Feuer und Flamme dafür. Natürlich sei sie dabei! Es sollte also doch noch klappen!

 

Und da ging dann plötzlich alles ganz schnell. Weil eh schon mein letztes Wochenende in der Normandie anstand, hatten wir gar eine andere Wahl als den Samstag. Es waren noch zwei Plätze in einer Gruppe frei und das Wetter war zur Abwechslung auch mal nicht ganz schrecklich gemeldet. Also buchten wir die beiden Plätze und saßen samstags – nach einer kurzen Badesession im Meer (übrigens meiner ersten und einzigen im ganzen Jahr!!) – ausgerüstet mit Helm und Brille jede in ihrem Char. Es war einfach eine perfekte Abschlussaktion: Die Sonne schien und der Wind blies ordentlich, Liva war aus Coutances gekommen, Azra und Noelia waren auch mit dabei am Strand und ich hatte am Vortag meine C1-Französischprüfung geschrieben und war nun in absoluter Partystimmung.

 

Viel Erklärung gab es nicht vor dem Startpfiff, selbst ausprobieren lautete die Devise. Aber schon nach einigen Minuten Ausprobieren flitzten wir – je nach aktueller Windstärke und Position des Segels – teils ziemlich schnell, teils im Schneckentempo über den weiten Sandstrand und bald schafften wir auch die nötigen Umdrehmanöver und lieferten uns lustige Wettrennen mit den anderen Teilnehmern. Unsere Hände und Oberarme, die das Seil zum Segel immer fest halten und spannen mussten, schmerzten zwar, doch wir hatten einen großen Spaß und genossen die Freiheit und Unbeschwertheit. Ja, zwei sehr schöne Stunden verbrachten wir damit und waren trotz des stolzen Muskelkaters nachher sehr froh, dieses Abenteuer ausprobiert und damit unsere gemeinsame EFD-Zeit mit einem saftigen Sahnehäubchen gekrönt zu haben.